
Mit dem Wintersemester 2021/2022 trat eine neue Approbationsordnung für Zahnärzte und Zahnärztinnen (ZApprO) in Kraft. Sie gilt für alle, die ihr Studium ab diesem Zeitpunkt aufgenommen haben und bringt wesentliche Veränderungen für das Zahnmedizinstudium in Deutschland mit sich. Ziel ist eine Modernisierung und eine stärkere Orientierung an den Anforderungen der späteren zahnärztlichen Berufspraxis. Dieser Artikel beleuchtet die Kernpunkte der neuen ZApprO und stellt die wesentlichen Änderungen gegenüber der alten Ordnung dar.
Was bleibt gleich?
Trotz der umfassenden Reform gibt es einige Konstanten im Zahnmedizinstudium:
- Regelstudienzeit: Sie beträgt weiterhin 10 Fachsemester (5 Jahre).
- Abschluss: Das Studium endet nach wie vor mit dem Staatsexamen, dessen Bestehen zur Beantragung der Approbation als Zahnarzt oder Zahnärztin berechtigt.
- Zulassung: Voraussetzung für die Zulassung zum Studium bleibt in der Regel die Hochschulzugangsberechtigung (z.B. Abitur).
Was ist neu? Die wesentlichen Änderungen der ZApprO
Die neue Approbationsordnung strukturiert das Studium grundlegend neu und integriert aktuelle Entwicklungen der Zahnmedizin stärker.
- Geänderter Studienaufbau: Die klassische Zweiteilung in Vorklinik und Klinik entfällt. Das Studium gliedert sich nun in drei Abschnitte:
- Erster Studienabschnitt (1.-4. Semester): Fokus auf die naturwissenschaftlichen und medizinischen Grundlagen (Anatomie, Physiologie, Biochemie, Physik, Chemie, Biologie). Ziel ist der Aufbau eines soliden Fundaments für das Verständnis medizinischer und zahnmedizinischer Zusammenhänge.
- Zweiter Studienabschnitt (5.-8. Semester): Vermittlung des zahnmedizinischen Kernwissens und der praktischen Fähigkeiten in den Hauptdisziplinen (Zahnerhaltung, Prothetik, Kieferorthopädie, Parodontologie, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie) sowie die Integration sogenannter Querschnittsbereiche (siehe unten). Erste praktische Übungen (z.B. am Phantomkopf) bereiten auf die Patientenbehandlung vor.
- Dritter Studienabschnitt (9.-10. Semester): Schwerpunkt auf der praktischen Ausbildung und der direkten Patientenversorgung in den integrierten Behandlungskursen unter zahnärztlicher Anleitung. Hier wird das erworbene Wissen klinisch angewendet und vertieft.
- Geänderte Prüfungsstruktur: Anstelle des früheren Physikums und des abschließenden Staatsexamens gibt es nun drei staatliche Prüfungen, die jeweils am Ende eines Studienabschnitts stattfinden:
- Erster Abschnitt der Zahnärztlichen Prüfung (Z1): Nach dem 4. Semester (naturwissenschaftlich/medizinische Grundlagen).
- Zweiter Abschnitt der Zahnärztlichen Prüfung (Z2): Nach dem 8. Semester (zahnmedizinisches Kernwissen und Querschnittsbereiche).
- Dritter Abschnitt der Zahnärztlichen Prüfung (Z3): Nach dem 10. Semester (klinisch-praktische Fähigkeiten und umfassendes zahnmedizinisches Wissen).
- Obligatorische Famulatur: Eine vierwöchige Famulatur in einer zahnärztlichen Praxis oder einer anderen geeigneten Einrichtung (z.B. Klinikambulanz) ist nun verpflichtend. Sie muss in der unterrichtsfreien Zeit absolviert werden, in der Regel vor Beginn des dritten Studienabschnitts (9. Semester). Praktischer Nutzen: Die Famulatur bietet frühzeitig wertvolle Einblicke in den Praxisalltag, die Abläufe und die direkte Patientenkommunikation. Sie dient der beruflichen Orientierung und kann helfen, die im Studium erlernten theoretischen Inhalte mit der Praxis zu verknüpfen.
- Angepasste und neue Studieninhalte: Die Lehrinhalte wurden modernisiert und stärker auf Kompetenzerwerb ausgerichtet. Themen wie Digitalisierung in der Zahnmedizin (z.B. Grundlagen von CAD/CAM-Verfahren, digitale Diagnostik), Interprofessionalität (Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen) und wissenschaftliches Arbeiten erhalten mehr Gewicht. Ein besonderer Fokus liegt auf den neu eingeführten Querschnittsbereichen.
Praxisrelevant: Die Querschnittsbereiche (QSBs)
Ein Kernstück der neuen ZApprO ist die Einführung und Integration von Querschnittsbereichen (QSBs). Diese sollen über die Grenzen der einzelnen zahnmedizinischen Fachdisziplinen hinausgehen und ein ganzheitliches Verständnis fördern. Sie werden fächerübergreifend, vor allem im zweiten Studienabschnitt, gelehrt.
Wichtige Querschnittsbereiche umfassen:
- Notfallmedizin
- Schmerzmedizin
- Medizinische Grundlagen
- Pharmakologie
- Ethik und Recht
- Wissenschaftliches Arbeiten
- Gesundheitssystem und Ökonomie
- Kommunikation, Qualitätsmanagement und Patientensicherheit
- Orale Medizin und fachübergreifende Aspekte
Praktischer Nutzen: Diese QSBs vermitteln essenzielle Kompetenzen für den Praxisalltag. Gute Kommunikationsfähigkeiten verbessern die Patientenaufklärung und -bindung. Kenntnisse in Ethik und Recht helfen, Fallstricke zu vermeiden. Ein Verständnis für QM und Patientensicherheit ist für eine moderne Praxisführung unerlässlich.
Fazit
Die neue Approbationsordnung für Zahnärzte modernisiert das Studium maßgeblich. Durch die neue Struktur, die gestuften Prüfungen (Z1, Z2, Z3) und die Pflichtfamulatur sollen Absolventen besser auf die vielfältigen Anforderungen des zahnärztlichen Berufs vorbereitet werden. Die stärkere Integration von Querschnittsbereichen fördert ein umfassendes Verständnis und vermittelt Schlüsselkompetenzen, die über das rein Fachliche hinausgehen und für eine erfolgreiche und verantwortungsvolle Praxistätigkeit entscheidend sind. Ziel ist eine kompetenzbasierte Ausbildung, die den modernen zahnmedizinischen Versorgungsrealitäten gerecht wird.
Quellen:
- Verordnung zur Approbation von Zahnärzten und Zahnärztinnen (ZApprO) in der jeweils gültigen Fassung. (Primärquelle, zu finden über offizielle Gesetzessammlungen wie https://www.gesetze-im-internet.de)
- Informationen der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) zur ZApprO. (Sekundärquelle zur Einordnung und Kommentierung, zu finden auf der Website der BZÄK)
- Veröffentlichungen des Verbands der Medizinischen Fakultäten (MFT) bzw. relevanter Arbeitsgruppen zur Umsetzung der ZApprO. (Kontext zur curricularen Umsetzung)
- Zahnheilkundegesetz (ZHG). (Zur Klärung des Berufsbilds und der erlaubten Tätigkeiten, relevant für die Frage des Praxislabors)
Schreibe einen Kommentar