9.2.5 Fachjournalismus / Redaktionelle Tätigkeit
Ziel & Einführung: Wenn Sie Freude am Schreiben, Recherchieren und Vermitteln von Wissen haben, kann eine Tätigkeit im zahnmedizinischen Fachjournalismus eine interessante Alternative sein. Dabei erstellen oder bearbeiten Sie Inhalte für Fachmedien (Zeitschriften, Bücher, Online-Portale), die sich an Zahnärzte, ZFAs, Zahntechniker oder auch an Patienten richten. Diese Arbeit erfordert die Kombination von fundiertem zahnmedizinischem Wissen mit journalistischen und redaktionellen Fähigkeiten.
Typische Arbeitsumfelder & Arbeitgeber
- Fachverlage: Dies ist das häufigste Umfeld. Verlage, die zahnmedizinische Zeitschriften, Bücher und digitale Medien herausgeben, beschäftigen Fachredakteure. (Beispiele: Quintessenz Verlags-GmbH, Deutscher Ärzteverlag, Spitta GmbH, OEMUS MEDIA AG).
- Redaktionen von Fachzeitschriften: Direkt im Redaktionsteam einer spezifischen Zeitschrift oder eines Online-Portals (oft Teil eines Verlags).
- Online-Portale & Websites: Redaktionelle Betreuung von zahnmedizinischen Nachrichten- oder Fortbildungsportalen.
- Agenturen: PR-Agenturen oder Agenturen für medizinische Kommunikation, die im Auftrag von Dentalfirmen oder Organisationen Inhalte erstellen (hier verschwimmt die Grenze zum Medical Writing und Marketing).
- Freiberuflichkeit: Selbstständige Tätigkeit als Autor/in oder Redakteur/in für verschiedene Auftraggeber (Verlage, Firmen, Verbände).
Typische Rollen & Tätigkeiten
- Fachredakteur/in:
- Themenplanung für Print- oder Online-Publikationen.
- Akquise und Betreuung von externen Autoren (Fachleute aus Praxis und Wissenschaft).
- Redaktionelle Bearbeitung eingereichter Manuskripte (Prüfung auf Inhalt, Verständlichkeit, Stil, formale Richtlinien).
- Verfassen eigener Artikel, Nachrichten, Berichte, Kommentare, Interviews.
- Recherche zu aktuellen Themen und Trends.
- Besuch von Pressekonferenzen, Kongressen und Fachmessen zur Berichterstattung.
- Koordination von Produktionsprozessen (Layout, Drucklegung, Online-Veröffentlichung).
- Pflege von Kontakten zu Autoren, Experten und Unternehmen.
- Autor/in (oft freiberuflich):
- Verfassen von Fachartikeln, Fallberichten, Übersichtsarbeiten, Buchkapiteln zu spezifischen Themen.
- Schreiben von Nachrichten oder Kongressberichten.
- Online-Redakteur/in:
- Erstellung und Pflege von Inhalten für Webseiten und Portale.
- Schnelles Verfassen von Online-Nachrichten.
- Betreuung von Social-Media-Kanälen.
- Suchmaschinenoptimierung (SEO) von Inhalten.
- Umgang mit Content-Management-Systemen (CMS).
- Medical Writer (oft spezialisiert):
- Erstellung spezifischer Texte im Auftrag (z.B. Produktinformationen, Schulungsunterlagen, Kongressabstracts, Website-Texte für Praxen/Firmen). Stärker dienstleistungsorientiert als klassischer Journalismus.
Benötigte Fähigkeiten & Qualifikationen
- Basis: Approbation als Zahnarzt/Zahnärztin. Klinische Erfahrung ist ein großer Vorteil für Glaubwürdigkeit und Praxisbezug.
- Schreibkompetenz: Exzellente Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und Schrift (Rechtschreibung, Grammatik, Stil). Fähigkeit, komplexe Sachverhalte klar, präzise und zielgruppengerecht (für Profis oder Laien) aufzubereiten.
- Recherchefähigkeiten: Sicherer Umgang mit wissenschaftlicher Literatur (PubMed etc.), Fähigkeit zur kritischen Bewertung von Informationen, Führen von Interviews.
- Kommunikationsfähigkeit: Souveräner Umgang mit Autoren, Interviewpartnern, Experten.
- Organisationstalent & Zeitmanagement: Einhaltung von Redaktionsschlüssen und Produktionsplänen.
- IT-Kenntnisse: Sicherer Umgang mit Office-Programmen, für Online-Rollen auch CMS-Kenntnisse und Verständnis für digitale Medien/SEO.
- Gute Englischkenntnisse: Für internationale Literatur, Kongresse, Interviews.
- Neugier & Breites Interesse: Bereitschaft, sich ständig in neue Themen der Zahnmedizin und des Gesundheitswesens einzuarbeiten.
- Formale Zusatzqualifikation (optional, aber hilfreich): Journalistische Ausbildung (z.B. Volontariat bei einem Verlag), Studium (Journalismus, Kommunikationswissenschaft), Weiterbildung im Bereich Medical Writing oder Online-Journalismus.
Wege in den Fachjournalismus
- Quereinstieg über Autorentätigkeit: Viele starten, indem sie neben der Praxis Artikel für Fachzeitschriften schreiben und so Kontakt zu Redaktionen knüpfen. Bei Interesse und Eignung kann sich daraus eine redaktionelle Tätigkeit entwickeln.
- Volontariat: Einige größere medizinische/zahnmedizinische Fachverlage bieten Volontariate an, eine klassische journalistische Ausbildung „on the job“. Stellen sind rar und begehrt.
- Direktbewerbung: Bewerbung auf ausgeschriebene Redakteursstellen (oft wird Erfahrung oder eine journalistische Vorbildung erwartet).
- Freiberuflichkeit: Aufbau eines Portfolios durch Arbeitsproben, aktive Kontaktaufnahme zu Redaktionen und Angebot von Themen/Artikeln. Erfordert hohe Eigeninitiative und Akquisefähigkeit.
Finanzielle Aspekte
- Festangestellte Redakteure:
- Die Gehälter variieren stark je nach Verlag (Größe, Standort, wirtschaftliche Lage), Position (Redakteur, Ressortleiter, Chefredakteur) und individueller Erfahrung/Qualifikation.
- Es gibt in der Regel keine Tarifbindung wie im öffentlichen Dienst.
- Das Gehaltsniveau liegt oft deutlich unter dem eines Zahnarztes in der Klinik oder Praxis. Einstiegsgehälter für Redakteure können mitunter nur im Bereich eines Assistenzarztgehaltes liegen oder sogar darunter.
- Mit Erfahrung und in leitenden Positionen sind Steigerungen möglich, das Top-Niveau einer erfolgreichen Praxis wird aber selten erreicht.
- Freiberufliche Autoren/Journalisten:
- Die Bezahlung erfolgt meist pro Artikel (Zeichen-/Wortzahl, Pauschale) oder auf Stunden-/Tagesbasis.
- Die Honorare sind extrem variabel und oft Verhandlungssache. Etablierte Fachautoren können höhere Sätze erzielen als Einsteiger.
- Es ist oft schwierig, allein durch freie Fachtexte ein Einkommen zu erzielen, das mit einer klinischen Tätigkeit vergleichbar ist. Viele nutzen es als Nebeneinkunft oder kombinieren es mit anderen Tätigkeiten.
- Hohe Einkommensunsicherheit und Notwendigkeit ständiger Akquise.
- Vergleich: Eine Karriere im Fachjournalismus wird meist aus Leidenschaft für das Schreiben und die Wissensvermittlung gewählt, weniger aus primär finanziellen Motiven. Die Stabilität einer Festanstellung ist gegeben, aber auf einem potenziell niedrigeren Gehaltsniveau. Freiberuflichkeit bietet Flexibilität, aber große Unsicherheit.
Ressourcen für Gehaltsinformationen:
- Allgemeine Gehaltsportale (Glassdoor, Kununu etc.) können Daten für „Redakteur“ oder „Medical Writer“ enthalten, sind aber für die Nische „Dental-Fachjournalismus“ nur sehr begrenzt aussagekräftig.
- Austausch in Netzwerken (z.B. auf LinkedIn, bei Branchentreffen) kann hilfreich sein.
Pro und Contra
Vorteile: Kombination von Fachwissen und Schreibtalent, immer auf dem neuesten Stand der Zahnmedizin bleiben, geistig anregende Tätigkeit, kreativer Spielraum, Kontakt zu vielen Experten, Möglichkeit zur Wissensvermittlung, ggf. flexible Arbeitszeiten (v.a. freiberuflich). Nachteile:Geringeres Gehaltspotenzial als in der kurativen Tätigkeit, hohe Anforderungen an Sprachgefühl und Disziplin, Termindruck, ggf. wenig Anerkennung für den Aufwand, Schreibtisch-Tätigkeit, Wettbewerb um feste Stellen, Einkommensunsicherheit als Freiberufler.
Ressourcen für Jobsuche & Weiterbildung
- Karriereseiten der Fachverlage:
- Quintessenz Verlags-GmbH: Quintessenz Karriere
- Deutscher Ärzteverlag: Deutscher Ärzteverlag Karriere
- Spitta GmbH: Spitta Karriere
- OEMUS MEDIA AG: OEMUS Karriere
- Online-Portale (als Beispiele für Publikationen): zm-online.de, zwp-online.info
- Journalistische Weiterbildung: Akademien für Publizistik, Deutsche Journalistenschule (DJS), Kurse im Bereich Wissenschafts-/Medizinjournalismus.
- Berufsverbände für Journalisten: z.B. Deutscher Fachjournalisten-Verband (DFJV) dfjv.de
Tipp: Bieten Sie Fachverlagen oder Online-Portalen an, einen Gastbeitrag oder eine Fallbeschreibung zu einem Thema zu verfassen, in dem Sie Experte sind. Das ist eine gute Möglichkeit, einen Fuß in die Tür zu bekommen und Ihr Schreibtalent zu demonstrieren.