Relevanz für die Zahnmedizin: Hilft, Probleme bei der Schmerzausschaltung oder seltene, aber ernste Komplikationen (Allergie, Maligne Hyperthermie) im Vorfeld zu erkennen. Schlüsselfragen & Vertiefung:
- „Gab es bei früheren örtlichen Betäubungen (Spritzen) beim Zahnarzt oder Arzt jemals Probleme?“ (Gezielt nachfragen: Hat die Spritze nicht richtig gewirkt? Gab es Herzrasen, Schwindel, Zittern? Gab es eine allergische Reaktion?)
- „Sind Sie schon einmal in Vollnarkose behandelt worden? Gab es dabei oder danach Komplikationen?“ (z.B. starke Übelkeit/Erbrechen, schwieriges Aufwachen, längere Verwirrtheit?)
- Spezifische Frage: „Ist bei Ihnen oder in Ihrer nahen Familie eine ‚Maligne Hyperthermie‘ bekannt?“
Zahnärztliche Implikationen & Management:
- Unzureichende Lokalanästhesie: Kann auf individuelle anatomische Varianten, akute Entzündungen (saures Milieu), falsche Technik oder auch hohe Patientennervosität hindeuten. Ggf. Technik wechseln (ILA statt Leitungsanästhesie?), anderes LA wählen, Dosis erhöhen (Maximaldosis beachten!), Infiltrationsanästhesie ergänzen. Geduld!
- Nebenwirkungen (Herzrasen, Zittern, Schwindel): Meist Reaktion auf den Adrenalin-Zusatz (physiologisch oder bei versehentlicher intravasaler Injektion) oder psychogene Reaktion (Angst). Selten echte Allergie. Ggf. Adrenalin reduzieren, langsamer injizieren, aspirieren. Patienten beruhigen.
- Allergie auf LA: Echte IgE-vermittelte Allergien auf moderne Amid-LA sind extrem selten. Bei begründetem Verdacht -> Allergologische Abklärung!
- Maligne Hyperthermie (MH): Sehr seltene, aber potenziell tödliche pharmakogenetische Stoffwechselstörung, die durch volatile Anästhetika und Succinylcholin (Muskelrelaxans) ausgelöst wird (also relevant für Allgemeinanästhesie, nicht für zahnärztliche Lokalanästhesie!). Bei positiver (Familien-)Anamnese muss der Anästhesist bei geplanter Narkose zwingend informiert werden, spezielle Anästhesieverfahren sind nötig.
Hintergrund & Merkhilfen: Die meisten „Probleme“ mit LA sind keine Allergien. Eine genaue Beschreibung der früheren Reaktion hilft bei der Einordnung.
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