
Ziel ist nicht Papier um des Papiers willen, sondern eine strukturierte, nachvollziehbare und vor allem praxistaugliche Sammlung von Regeln und Nachweisen.
Wozu überhaupt Dokumentation im QM?
- Klarheit & Verbindlichkeit: Festgelegte Abläufe und Verantwortlichkeiten sind für alle im Team klar ersichtlich und verbindlich.
- Wissenstransfer & Einarbeitung: Neue Mitarbeiter können sich schneller orientieren und einarbeiten. Wissen geht nicht verloren, wenn jemand die Praxis verlässt.
- Reproduzierbarkeit & Konsistenz: Standardisierte Abläufe helfen, eine gleichbleibend hohe Qualität zu gewährleisten, unabhängig davon, wer eine Aufgabe gerade durchführt.
- Nachvollziehbarkeit: Im Fehlerfall oder bei Rückfragen kann nachvollzogen werden, wie vorgegangen wurde (oder hätte vorgegangen werden sollen).
- Nachweis: Gegenüber Behörden, KZV oder bei Audits können Sie nachweisen, dass Sie die Anforderungen erfüllen (z.B. Hygienestandards, Gerätekontrollen).
- Grundlage für Verbesserung: Nur was beschrieben ist, kann systematisch analysiert und verbessert werden.
Die Bausteine der QM-Dokumentation im Detail
- Das QM-Handbuch (Das „Grundgesetz“)
- Zweck: Bietet einen Gesamtüberblick über die Praxis und ihr QM-System. Ist oft das erste Dokument, das bei Prüfungen eingesehen wird.
- Typischer Inhalt:
- Vorstellung der Praxis (Leitbild, Philosophie, Ziele – z.B. „Wir legen besonderen Wert auf angstfreie Behandlung“).
- Beschreibung des Geltungsbereichs des QM-Systems (gesamte Praxis?).
- Darstellung der Praxisstruktur und Organisation (Organigramm).
- Benennung der Verantwortlichkeiten (Praxisleitung, QM-Beauftragte/r).
- Beschreibung der grundlegenden QM-Methoden (z.B. PDCA-Zyklus, Fehlermanagement).
- Verzeichnis der wichtigsten Prozesse und mitgeltenden Dokumente (Gesetze, Richtlinien).
- Form: Kann ein Textdokument, eine Datei in der Praxissoftware oder Teil eines digitalen QM-Systems sein.
- Tipp: Halten Sie es übersichtlich und verweisen Sie für Details auf andere Dokumente (z.B. Prozessanweisungen). Viele Kammern bieten gute Vorlagen.
- Prozessbeschreibungen / Verfahrensanweisungen (SOPs – Die „Kochrezepte“)
- Zweck: Legen verbindlich fest, WIE wichtige, wiederkehrende Abläufe durchgeführt werden sollen. Sie sind das Herzstück der Standardisierung.
- Typischer Inhalt für jede SOP:
- Titel / Name des Prozesses (z.B. „Aufbereitung von Übertragungsinstrumenten“).
- Ziel / Zweck des Prozesses.
- Geltungsbereich (Wo gilt die Anweisung?).
- Verantwortlichkeit (Wer ist für die Durchführung zuständig? ZFA? Zahnarzt?).
- Detaillierte Beschreibung der einzelnen Schritte (Was ist zu tun? In welcher Reihenfolge?).
- Benötigte Materialien / Geräte.
- Mitgeltende Dokumente (z.B. Verweis auf Hygieneplan, Herstellerangaben).
- Ggf. Hinweise auf besondere Gefahren oder kritische Punkte.
- Wie wird die Durchführung dokumentiert? (Verweis auf Protokoll/Checkliste).
- Beispiele für wichtige Prozesse, die beschrieben werden sollten:
- Instrumentenaufbereitung (manuell/maschinell, Sterilisation, Freigabe!).
- Flächendesinfektion (wann, womit, wie?).
- Händehygiene.
- Patientenaufnahme und Anamneseerhebung.
- Terminmanagement.
- Röntgenprozess (Indikation, Durchführung, Befundung, Dokumentation).
- Abformung nehmen und desinfizieren.
- Bestellwesen / Materiallagerung.
- Notfallmanagement (Ablauf bei spezifischem Notfall).
- Umgang mit Beschwerden.
- Form: Klar gegliederte Textdokumente, oft auch mit Flussdiagrammen zur Visualisierung. Müssen für alle Mitarbeiter zugänglich sein (digital oder ausgedruckt).
- Tipp: Beschreiben Sie die Prozesse so, wie sie tatsächlich in Ihrer Praxis gelebt werden (oder werden sollen)! Keine unrealistischen Idealabläufe. Beziehen Sie das Team bei der Erstellung mit ein.
- Arbeitsanweisungen (Die Detailanleitungen)
- Zweck: Geben noch detailliertere Anweisungen für spezifische Tätigkeiten oder die Bedienung von Geräten.
- Beispiele:
- „Prüfung und Beladung des Autoklaven Typ XY“.
- „Durchführung der täglichen Konstanzprüfung am Röntgengerät“.
- „Anmischen des Abformmaterials Z“.
- „Wechsel der Absauganlagefilter“.
- Sie sind oft kürzer und sehr konkret auf eine Aufgabe bezogen. Können auch Bilder enthalten.
- Formulare, Checklisten, Protokolle (Die Nachweise)
- Zweck: Standardisieren die Erfassung von Daten, stellen sicher, dass alle Schritte durchgeführt werden und dienen als wichtiger schriftlicher Nachweis der Durchführung.
- Beispiele:
- Hygiene/Steri: Freigabeprotokoll für jede Charge, Checkliste für tägliche/wöchentliche Hygienemaßnahmen, Protokoll der Siegelnahtprüfung, Validierungsberichte.
- Notfall: Checkliste zur Prüfung des Notfallkoffers (Inhalt, Verfallsdaten!), Protokoll des Notfalltrainings.
- Geräte: Gerätebuch/Bestandsverzeichnis, Protokolle der STK/MTK/Wartungen, Protokolle der Konstanzprüfungen (Röntgen).
- Patient: Anamnesebogen, Aufklärungs- und Einwilligungsformulare, Schmerzprotokoll.
- QM-System: Protokolle von Teambesprechungen, Fehlermeldungsformulare (CIRS), Protokolle interner Audits.
- Form: Einheitliche Vorlagen (Papier oder digital), die konsequent genutzt und korrekt ausgefüllt werden müssen. Ablage muss nachvollziehbar sein.
- Organigramm & Stellenbeschreibungen (Die Struktur)
- Zweck: Schaffen Klarheit über die Organisationsstruktur und die Aufgaben/Verantwortlichkeiten jedes Teammitglieds.
- Organigramm: Zeigt grafisch die Hierarchie und die Beziehungen (Wer ist wem unterstellt/weisungsbefugt?).
- Stellenbeschreibung: Definiert für jede Position (z.B. ZFA Assistenz, ZMP, angestellter ZA): Hauptaufgaben, Kompetenzen (Was darf die Person?), Verantwortung, notwendige Qualifikationen, Vertretungsregelungen.
- Nutzen: Vermeidet Kompetenzgerangel, erleichtert die Einarbeitung, schafft klare Erwartungen.
- Mitgeltende Unterlagen (Das externe Regelwerk)
- Zweck: Sammlung oder Verweis auf alle externen Vorschriften, die für die Praxis relevant sind und im QM beachtet werden müssen.
- Beispiele: Gesetze (SGB V, Infektionsschutzgesetz, MPG/MPBetreibV, StrSchV, DSGVO), Verordnungen (GOZ), Richtlinien (RKI-Hygiene, G-BA-QM), Normen (DIN), Herstellerangaben zu Geräten/Materialien.
- Wichtig: Diese Dokumente müssen in der aktuellsten Fassung verfügbar sein (z.B. als Linkliste im QM-Handbuch oder digital abgelegt).
Dokumentenlenkung – Ordnung im System
Ein wichtiger Aspekt der QM-Dokumentation ist die „Lenkung“:
- Erstellung & Prüfung: Wer darf Dokumente erstellen oder ändern? Wer prüft und gibt sie frei?
- Versionierung: Dokumente sollten ein Datum und eine Versionsnummer haben, um sicherzustellen, dass immer die aktuelle Version verwendet wird.
- Verteilung & Zugänglichkeit: Wie wird sichergestellt, dass alle Mitarbeiter Zugriff auf die für sie relevanten, aktuellen Dokumente haben (z.B. über QM-Ordner, Intranet, Software)?
- Archivierung: Veraltete Versionen müssen eingezogen und als „ungültig“ gekennzeichnet bzw. archiviert werden. Gesetzliche Aufbewahrungsfristen sind zu beachten.
Fazit
Eine gute QM-Dokumentation ist das Fundament für klare Abläufe und nachweisbare Qualität. Sie sollte aber maßgeschneidert, praxisnah und lebendig sein – kein Selbstzweck. Investieren Sie Zeit in eine sinnvolle Struktur und beziehen Sie Ihr Team mit ein!
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